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Gelegenheit für das Ich

Narzisstische Moral bedeutet, dass ich alles auf mich beziehe, das gesamte Weltgeschehen. Und was damit einhergeht, ist ein uneingeschränkter Anspruch auf die Welt, auf die Erfüllung der eigenen Wünsche. Das ist ein Absolutsetzen der persönlichen Freiheit. Die Welt dient uns nur als Gelegenheit für das eigene Ich. Und das gilt in der konservativen Version ebenso wie in der, die sich als progressiv versteht. Und in beiden Versionen steht eine Sache im Zentrum und das ist die Zurückweisung von allgemeinen Kategorien. Die Zurückweisung von Kategorien wie Nation, Klasse, Parteien, Zugehörigkeit bis hin zur Biologie. Die Zurückweisung von vorgegebenen Rollen, Lebensformen bis hin zu geschlechtlichen Kategorien. Und das reicht vom SUV-Fahrer bis zum Queer-Aktivisten. In aller Gegensätzlichkeit teilen sie doch ein Schema, nämlich das einer narzisstischen Moral. Und dieses Schema beruht darauf, den Einzelnen absolut zu setzen und damit dessen Gesellschaftlichkeit zu negieren.

Isolde Charim, Philosophin
(Ö1 Gedanken)